Auf der Spur der Romantik
Vom Klavierkonzert mit folkloristischer Note bis zur musikalische Märchenwelt bei «Schwanensee» – zwei abwechslungsreiche Sinfoniekonzerte mit aussergewöhnlichen Werken und Meistern ihres Fachs (Jan Lisiecki, Klavier und Ben Goldscheider, Horn)
«Schwarzbrot mit Austern und Kaviar» – so bezeichnete Edvard Grieg seine Art und Weise, norwegische Volksmusik mit europäischer Kunstmusik zu verschmelzen. Originale norwegische Melodien verwendet Edvard Grieg im Klavierkonzert noch keine, aber es lassen sich doch einige Anklänge an norwegische Volksmusik nachweisen wie im Finale, in dem die beiden Volkstänze Halling und Springar dem Klavierkonzert eine folkloristische Note geben. Der kanadische, polnischstämmige Pianist Jan Lisiecki, der gerade im Festspielhaus Baden-Baden sein umjubeltes Debüt mit den Berliner Philharmonikern feierte, wird in Klosters am Sonntag, den 28. Juli, erstmals zu hören sein. Er interessiert sich sehr für Volksmusik: «Sie ist wirklich ein intimes Fenster in eine Kultur. Natürlich hat auch Chopin – ein Komponist, dessen Musik mir sehr am Herzen liegt – in seinen Kompositionen ausgiebig Volksthemen und -tänze verwendet. Meiner Interpretation die richtige Gesamtenergie zu geben, ist dann meine Aufgabe.» Mit Peter Tschaikowskys Polonaise aus seiner Oper «Eugen Onegin», dem «Pomp and Cirumstance» Marsch Nr. 4 von Edward Elgar, dem für seine Frau Cosima in Tribschen am Vierwaldstättersee komponierten «Siegfried-Idyll» von Richard Wagner und der farbigen «Karelia»-Suite von Jean Sibelius stehen weitere romantische Werke auf dem Programm. Dirigent Maxim Emelyanychev freut sich sehr, bei seinem Debüt mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen dieses romantische Repertoire zu Gehör zu bringen: «Die Transparenz und Durchhörbarkeit, die ich von einem Kammerorchester gewohnt bin, bleibt dabei aber gleich. Übrigens waren die Orchester im 19. Jahrhundert viel kleiner besetzt als heute. Damit sind wir also auch näher am Original.»
Auch das Münchener Kammerorchester widmet sich am 3. August unter der Leitung von Christoph Koncz mit Robert Schumanns Sinfonie Nr. 2 in C-Dur einem grossen romantischen Werk. Die Sinfonie bedeutete für den Komponisten das Ende einer fast zweijährigen Schaffenskrise, die von einer schweren Depression ausgelöst wurde. Die inneren Kämpfe Schumanns sind noch im zerklüfteten, gewichtigen Kopfsatz zu hören, dem ein federleichtes Scherzo folgt. Nach einem von Schumanns Beschäftigung mit der Musik Johann Sebastian Bachs beeinflussten Adagio espressivo erinnert das Finale in seiner Energie an die «Italienische Sinfonie» des von ihm hochgeschätzten Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit der Suite aus «Schwanensee», der ersten von Peter Tschaikowskys bekannten Ballettmusiken, entführt das Münchener Kammerorchester in eine musikalische Märchenwelt, die das Publikum verzaubern wird. Tschaikowsky bewunderte Mozarts Melodienreichtum und die Eleganz seiner musikalischen Sprache. Er komponierte sogar eine Orchestersuite mit Bearbeitungen von Klavierwerken seines Idols, die er «Mozartiana» nannte. In unserem Konzert erklingt Mozarts Hornkonzert Nr. 4 in Es-Dur, gespielt vom jungen englischen Hornisten Ben Goldscheider. «Das vierte Konzert ist gross und majestätisch», sagt Goldscheider. «Der erste Satz ist wirklich virtuos mit vielen Sechzehntelläufen, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war. Nach der wunderbaren Romanze ist das Rondo ein echtes Jagdstück – man hört die galoppierenden Pferde und die Fanfaren der Jäger.»
«HEIMATSTOLZ»
28. Juli, 17.00 Uhr, Konzertsaal, Arena Klosters
Maxim Emelyanychev (Leitung), Jan Lisiecki (Klavier),
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
«LEUCHTENDE VORBILDER»
3. August, 19.00 Uhr, Konzertsaal, Arena Klosters
Christoph Koncz (Leitung), Ben Goldscheider (Horn),
Münchener Kammerorchester