Camerata Salzburg, © Pia Clodi
Camerata Salzburg, © Pia Clodi

Aufbruchsstimmung

Mit dem Eröffnungskonzert feiert Klosters Music mit der Sopranistin Julie Fuchs und der Camerata Salzburg sein fünfjähriges Jubiläum.

Die Silvesterfeiern liegen nur wenige Wochen zurück. Wenn die Sektkorken knallen und man sich im Kreis von Vertrauten ein gutes neues Jahr wünscht, dann blickt man mit Freude und Zuversicht in die Zukunft. Für einige Stunden ist der Alltag vergessen, wenn das neue Jahr beginnt und die Hoffnungen grösser sind als die Sorgen. «Joie de vivre», Lebensfreude pur. Und so heisst auch das Eröffnungskonzert von Klosters Music am 29. Juli 2023 mit der Sopranistin Julie Fuchs und der Camerata Salzburg. Aufbruchsstimmung ist auch hier zu spüren und eine grosse Energie. Man hat etwas zu feiern. Die Koloraturen der Sängerin gleichen Champagnerperlen: prickelnd, anregend, in die Höhe steigend. Nachdem die Französin 2021 mit Arien von Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi bei Klosters Music brillierte, kehrt sie nun zwei Jahre später mit einem Mozart-Rossini-Programm zum Festival zurück. Ihr neues Mozart-Album «Amadé», das gemeinsam mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble unter der Leitung von Thomas Hengelbrock entstand, wurde von der Presse regelrecht bejubelt. Beim Eröffnungskonzert darf man sich freuen auf die funkelnde Arie «Ach ich liebte, war so glücklich» aus der Oper «Die Entführung aus dem Serail» und die schwerelose Solomotette «Exsultate, jubilate», in der die Sängerin ihre ganze technische und musikalische Klasse zeigen kann. Aber auch Gioachino Rossinis Arie «Una voce poco fa» aus seiner Erfolgsoper «Il barbiere di Siviglia» ist ein echtes Feuerwerk. Das Festivalmotto «Sehnsucht Natur» kann die in Avignon aufgewachsene Französin in Klosters nachempfinden. «Als ich Mitglied des Ensembles des Opernhauses Zürich war, habe ich mich in die Schweiz verliebt. Es hat mir Spass gemacht, verschiedene Regionen zu entdecken und an diversen Orten in diesem schönen Land aufzutreten. Meistens sind die Opernhäuser in den grossen Städten, aber ich bin gerne in der freien Natur. Es freut mich also sehr, in solch einer idyllischen Umgebung inmitten der Berge zu sein und die Musik, die ich liebe, mit dem Publikum zu teilen.»

«Suche in deinem Inneren. Dann hast du etwas zu sagen.»

Auch in Salzburg sind die hohen Berge nicht weit. Wie an der Landquart zeigt sich an der Salzach die Natur von ihrer besten Seite. Die 1952 vom Dirigenten und Musikwissenschaftler Bernhard Paumgartner gegründete Camerata Salzburg hat sich von Beginn an auf die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart konzentriert. Und sich nicht nur seinen Sinfonien gewidmet, sondern auch den Solistenkonzerten, für die man mit so prominenten Musikerinnen und Musikern wie Clara Haskil, Sir Alfred Brendel und Sir András Schiff zusammenarbeitete. «Musizieren in Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn», lautet das Credo. Der langjährige Chefdirigent Sándor Végh (von 1978 bis 1997) prägte den Satz: «Suche in deinem Inneren. Dann hast du etwas zu sagen.» Unter Végh wurde das Orchester erstmals zu den Salzburger Festspielen eingeladen, wo es längst Stammgast ist. Heute besitzt der aussergewöhnliche Klangkörper keinen Chefdirigenten mehr, so dass die musikalische Verantwortung noch stärker bei seinen Mitgliedern liegt. In Klosters leitet der israelische Dirigent Daniel Cohen das Orchester. Der Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt begann seine musikalische Karriere als Geiger im von Daniel Barenboim gegründeten West-Eastern Divan Orchestra. Cohen arbeitete schon mit der Staatskapelle Berlin und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra zusammen und steht in Darmstadt regelmässig im Orchestergraben, um Opernproduktionen zu dirigieren. Deshalb ist er für unsere Operngala genau der Richtige. Und auch auf seine Interpretation der heiteren, vor Vitalität nur so sprühenden Sinfonie Nr. 3 in D-Dur von Franz Schubert darf man gespannt sein.