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Chesa Grischuna & Gene Kelly

«Er hat die Menschen gern gehabt»

Klosters Music zeigt am 5. August den Hollywoodklassiker «Singin› in the rain» mit Live-Musik. Hauptdarsteller Gene Kelly war in den 50er- und 60er-Jahren häufig zu Gast in der Chesa Grischuna in Klosters. Mit der Geschäftsführerin Barbara Rios Guler (69) sprach Georg Rudiger über einen überraschenden Handkuss, Gene Kellys Skikünste und «Hollywood on the Rocks».


Georg Rudiger: Gene Kelly war mehrfach zu Gast in der Chesa Grischuna in Klosters. Hat er dort wirklich in der Bar auf den Tischen getanzt, wie man häufig liest?

Barbara Rios Guler: Ich war damals ein Kind und durfte abends nicht in die Bar. Ich denke, die Geschichte stimmt schon, aber bezeugen kann ich sie nicht.

Als Gene Kelly 1951 zum ersten Mal in die Chesa Grischuna kam und in seinem Gästebucheintrag vom 14. Februar den wunderbaren Ort lobt, waren Sie noch nicht geboren. Was ist Ihre erste Erinnerung an den amerikanischen Filmstar?

Ich habe eigentlich nur eine Erinnerung an ihn. Als Kinder wurden wir manches Mal von unseren Eltern gebeten, einzelne Gäste persönlich zu begrüssen, was wir nie gerne gemacht haben. Ich bin also an diesen runden Tisch gegangen, an dem Gene Kelly sass und habe Grüezi gesagt. Daraufhin hat er mir einen Handkuss gegeben auf eine überaus herzliche Art und Weise. Als Fünfjährige war ich zwar überfordert, jedoch habe ich ihn in diesem Moment als sehr herzlichen Menschen wahrgenommen.

Gene Kelly soll ein sehr guter Skifahrer gewesen sein.

Das stimmt, das weiss ich aus Erzählungen. Ich habe auch ein paar Fotos geschenkt bekommen. Er war sehr athletisch und hatte als Tänzer eine perfekte Körperbeherrschung. Mit seinem Skilehrer, Fluri Clavadetscher aus Klosters, hat er schon am zweiten Tag des Skiunterrichts die Casanna-Abfahrt von Gotschna bewältigt. Das ist happig, auch wenn es eine einfache Abfahrt war. Damals waren die Pisten auch nicht präpariert wie heute. Es gab viele Hügelchen, um die man herumkurven musste.

War Gene Kelly gerne alleine?

Nein, er war immer mit anderen Leuten unterwegs. Natürlich mit seiner Familie – seine Tochter Kerry war auch manches Mal dabei – , aber auch mit Freunden, vor allem mit dem Drehbuchautor Peter Viertel und dem Schriftsteller Irwin Shaw. Auf den Fotos ist er immer umringt von anderen Leuten. Ich glaube, er war sehr zugänglich und hat die Menschen gern gehabt.

Die Chesa-Bar war ein Mittelpunkt von «Hollywood on the Rocks», wie man Klosters in den 50er-Jahren nannte. Was machte die Bar für die Filmstars so anziehend?

Der Raum ist sehr schön – ein behagliches Kellergewölbe, mit einer wunderschönen Wandmalerei von Hans Schoellhorn, nicht zu gross und nicht zu klein. Nach dem Krieg hatte man ein Nachholbedürfnis, was gemeinsames Feiern anging. Man wollte es wieder lustig und unbeschwert haben. Zudem hatten wir phänomenale Barkeeper und Pianisten.

Mischten sich auch Ortseinwohner unter die Stars?

Es war für die Ansässigen nicht leicht, in die Chesa-Bar zu kommen. Mein Vater wollte, dass die prominenten Gäste unter sich sein können. Heute sind alle willkommen.

Warum kamen eigentlich die Filmstars nach Klosters?

Der eine hat den anderen mitgebracht. Es hat angefangen mit Salka Viertel, die wie ihr Sohn Peter Schriftstellerin und Drebuchautorin war. Salka Viertel war eng befreundet mit Greta Garbo, Peter Viertel hat später Deborah Kerr geheiratet. Und brachte viele Prominente aus Hollywood hierher, darunter auch Gene Kelly. Die haben sich alle gekannt und gegenseitig eingeladen.

Spielte auch die Diskretion und das Understatement von Klosters eine Rolle für die Attraktivität im Filmbusiness?

Auf jeden Fall. Das ist auch heute noch so. Wenn Prinz Charles hier zu Gast ist, dann bleibt er völlig unbehelligt, obwohl wir viele englische Gäste im Ort haben. Er isst ganz normal bei uns im Restaurant. Für mich sind alle Leute gleich – ob Einheimische oder Prominente, ob einfache Bauern oder Könige.

Wann war denn Gene Kelly zum letzten Mal da?

Seine Frau Patricia, die er 1990 geheiratet hatte, ist immer noch regelmässig zu Gast bei uns. Er selbst war 1965 zum letzten Mal bei uns im Hotel, das sehe ich in der Karteikarte. Danach hat er das Hotel gewechselt. Und ist in Kaiser’s Garni Hotel gegangen, das unser Barkeeper Leo Kaiser neu erbaut hatte. Sie sehen – den hat er gut gekannt. An der Bar war er nämlich häufig.


Hollywood – «Singin in the Rain». Zeitloser Filmklassiker mit Gene Kelly auf Grossleinwand mit Live-Filmmusik (Originalsprache englisch, mit deutschen Untertiteln), gespielt vom City Light Symphony Orchestra unter der Leitung von Anthony Gabriele. Freitag, 5. August um 19 Uhr im Konzertsaal der Arena Klosters.