Bild David NL
David Whelton, © Marcel Giger

«Das wird einmalig!» 

Zum vierten Mal hat David Whelton das Programm für Klosters Music konzipiert. Der künstlerische Leiter schaut voller Vorfreude auf die kommende Ausgabe, die unter dem Motto «Zeitreise. A Musical Journey» steht und das 800-jährige Jubiläum von Klosters musikalisch reflektiert. Georg Rudiger hat vorab mit ihm gesprochen. 


Georg Rudiger: Die letzten beiden Festivalausgaben waren von der Coronapandemie geprägt. Mit welchen Gedanken und Gefühlen schauen Sie zurück? Und welche Erwartungen haben Sie an das kommende Festival? 

David Whelton: Ich habe mich sehr darüber gefreut, wie gelungen die letzten beiden Festivalausgaben 2020 und 2021 von Klosters Music waren. Dank der hervorragenden Führung und Arbeit des Stiftungsrats und unserer Geschäftsführerin Franziska von Arb konnten wir trotz der Coronapandemie beide Ausgaben unter schwierigsten Umständen erfolgreich durchführen. Klosters Music gehörte zu den wenigen Festivals, die mit ihrem kompletten Programm stattfanden. Wir konnten den Künstlerinnen und Künstlern nach langer Zeit wieder eine Bühne bieten. Sie haben uns im Gegenzug mit Konzertmomenten beschenkt, die wir nie vergessen werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass auch die kommende Ausgabe, die das 800-jährige Jubiläum der Gemeinde Klosters feiert, für die Ausführenden und für das Publikum einzigartige Erlebnisse bieten wird. 

Passend zum 800-jährigen Jubiläum habe Sie das musikalische Motto «Zeitreise» gewählt. Wie spiegelt sich denn das Motto im Programm? 

Das Motto «Zeitreise» gab uns die Möglichkeit, ein mannigfaltiges Programm zu gestalten, das sich vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart erstreckt. Das hat auch die Fantasie der Künstlerinnen und Künstler richtiggehend beflügelt. Jedes der neun Konzerte spiegelt eine spezielle Epoche wider – und nimmt das Publikum mit auf eine musikalische Reise. 

Klosters Music ist noch ein junges Festival im reichen Festivalsommer der Schweiz. Was ist das Besondere an dem Festival? 

Klosters Music steht für erstklassige Qualität und eine herzliche, persönliche Atmosphäre. Letztere verdanken wir auch auch unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die unser Publikum bei den Konzerten in Empfang nehmen. Die Konzertorte verfügen über eine gute Akustik, in der die sorgfältig konzipierten Programme sehr gut zur Geltung kommen. 

In der Vergangenheit haben Sie öfters mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zusammengearbeitet. In diesem Jahr feiern mit dem Münchener Kammerorchester, dem Mozarteumorchester Salzburg und dem Freiburger Barockorchester gleich drei Orchester ihr Debüt in Klosters. Warum dieser Wechsel?

Eines meiner wichtigsten Ziele bei der Programmplanung von Klosters Music in den Anfangsjahren war es, das Vertrauen des Publikums zu gewinnen, indem ich einzelne Solistinnen und Solisten und Ensembles für gleich mehrere Festivalausgaben eingeladen habe. Mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen hatten wir bei den ersten drei Festivals eines der besten Kammerorchester aus Deutschland zu Gast. Ihre Tourneeplanung bedingt jeweils zwei Konzerte. Das war dieses Jahr mit dem Motto «Zeitreise» nicht möglich, aber wir werden auch in der Zukunft wieder zusammenarbeiten. Diesen Sommer haben wir aber drei neue Orchester im Programm, die ich besonders schätze: das Münchener Kammerorchester, das Mozarteumorchester Salzburg und das Freiburger Barockorchester. 

Bei den Künstlerinnen und Künstlern gibt es bekannte Gesichter, aber auch grosse Persönlichkeiten, die zum ersten Mal zu Gast in Klosters sind. 

Ein gutes Festivalprogramm sollte beides beinhalten. Dieses Jahr freuen wir uns auf bekannte Gesichter wie Maurice Steger und Sir András Schiff, aber wir präsentieren auch zum ersten Mal die deutsche Geigerin Arabella Steinbacher, den Schweizer Pianisten Francesco Piemontesi und das Salzburger Hagen Quartett. Es ist wirklich ein Privileg für mich, dem Publikum solch grosse Künstlerpersönlichkeiten vorstellen zu können. Ausserdem haben wir zwei der hervorragendsten Cembalisten ihrer Generation im Programm: Francesco Corti and Sebastian Wienand. 

Auch im Programm finden sich viele bekannte Werke wie das Violinkonzert von Johannes Brahms oder das Klavierkonzert von Robert Schumann. Wie konzipieren Sie ein Konzertprogramm? 

Ein Konzert zu planen, ist ein ganz organischer Vorgang – und auch eine Kunst. Ausgangspunkt ist immer das Festivalmotto und natürlich der zur Verfügung stehende Zeitraum, der sich jedes Jahr ein wenig verändert. In diesem Rahmen sind das Eröffnungs- und das Abschlusswochenende reserviert für Orchesterkonzerte. Unter der Woche werden Kammerkonzerte, Rezitals, ein musikalisch-literarischer Abend und spezielle Formate wie unser beliebtes Filmmusikkonzert veranstaltet. Es gibt bestimmte Werke, die ich programmieren und bestimmte Künstlerinnen und Künstler, die ich einladen möchte. Der Schlüssel zu einem gelungenen Konzert ist die spezielle Beziehung zwischen dem Interpreten und dem Werk. Bei Dirigenten ist eine bereits bestehende und enge Zusammenarbeit mit dem Orchester entscheidend. Ausserdem bedarf die Kombination der Werke in einem Konzertprogramm besonderer Sorgfalt – nicht nur wegen der Tonarten, sondern auch bezüglich der emotionalen Intention. Das einzelne Werk muss Teil eines grossen Ganzen sein. 

Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat aus? 

Die professionelle und sehr persönlich geprägte Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat ist ein grosses Privileg. Die Mitglieder tun mit ihrem Einsatz für Klosters Music alles dafür, das musikalische Leben von Klosters zu bereichern und auch kulturell den besonderen Ort noch stärker zum Leuchten zu bringen. Mit Heinz Brand als Präsident der Stiftung und Daniela Lütjens als Präsidentin des Fördervereins kann ich auf hervorragende Kräfte vertrauen. Reinhard Winkler ist mein Ansprechpartner für das künstlerische Programm. Mit Reiny – mit dem ich auch freundschaftlich sehr verbunden bin – kann ich mich bei komplexen Herausforderungen, die es gemeinsam zu lösen gilt, jederzeit austauschen.  

Welche persönliche Verbindung haben Sie zu Klosters? 

Meine musikalische Verbindung zu Klosters begann mit den Weihnachtskonzerten in der Kirche St. Jakob, zu denen ich Freunde aus meinem Orchester, dem Philharmonia Orchestra London, für die Auftritte eingeladen hatte. Und natürlich war allen jungen Männern meiner Generation Klosters als exzellenter Ort zum Skifahren ein Begriff. Aber das ist schon eine Weile her!

Auf welches Konzert freuen Sie sich am meisten beim Festival? Und warum? 

Jedes Konzert diesen Sommer wird etwas ganz Besonderes sein. Weil ich selbst so viel Zeit meines Lebens in der Welt des Orchesters und der Oper verbracht habe, freue ich mich besonders mit dem Konzert des Hagen Quartetts und Kirill Gerstein am 3. August auf einen Kammermusikabend der Extraklasse.  

Und bei welchem Konzert sind Sie besonders gespannt? 

Ich fiebere dem Konzert vom 4. August entgegen, das auch Musik enthält, die bis in die frühesten Tage von Klosters zurückgeht: Das wird einmalig! Maurice Steger, Nuria Rial und das La Cetra Barockorchester Basel sind unerreicht in diesem Repertoire. Auch die historische Köberle-Orgel wird diesem Abend eine besondere Färbung verleihen. 

Warum sollte man Ihrer Meinung nach Klosters Music 2022 besuchen? 

Klosters Music ist ein musikalisches Juwel und schlichtweg «das Gipfeltreffen für musikalischen Hochgenuss»!