Sir András Schiff © Nicolas Brodard

Shaping the Invisible 2

Bach Discovery Day

Sir András Schiff Klavier

Datum:
Samstag, 3. August 2019
Spielort:
Kirche St. Jakob
Zeit:
20:00 Uhr
Türöffnung:
19:30 Uhr
Dauer:
120 min, ohne Pause
Tickets:
CHF 120 | 90 | 65
Rollstuhlplätze:
076 561 21 58

11.00 Uhr
Vortrag über Johann Sebastian Bach
mit Frau Dr. Christine Blanken (Bach-Archiv, Leipzig)
im Hotel Piz Buin, Alte Bahnhofstrasse 1, 7250 Klosters

Das «alte Testament der Klavierspieler», die «musikalische Bibel» und die «Evangelien für jeden ernsthaften Künstler» wird Bachs Sammlung von 24 Präludien und 24 Fugen von seinen Kollegen genannt. Den ersten Teil des «Wohltemperierten Klaviers» hat er 1722 als Thomaskantor fertiggestellt. 1742 vollendete er noch eine zweite Sammlung, die von Zeitgenossen und der Nachwelt gerne als zweiter Teil des «Wohltemperierten Klaviers» betitelt wird, ohne dass der Komponist je selbst diese Bezeichnung gewählt hatte.

Das «Wohltemperierte Klavier» ist der erste Zyklus für Tasteninstrumente, innerhalb dessen alle spielbaren Tonarten des Quintenzirkels konsequent abgearbeitet werden. Bach schrieb die 48 Stücke namentlich für «Clavier», was zu dieser Zeit Cembalo, Clavichord und Orgel inkludierte. Der vollständige Titel des ersten Bandes, der bis heute in Bachs kunstvoller Handschrift erhalten ist, lautet: «Das Wohltemperirte Clavier oder Praeludia, und Fugen durch alle Tone und Semitonia, So wohl tertiam majorem oder Ut Re Mi anlangend, als auch tertiam minorem oder Re Mi Fa betreffend. Zum Nutzen und Gebrauch der Lehr-begierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem ZeitVertreib auffgesetzet und verfertiget von Johann Sebastian Bach. p. t: HochFürstlich Anhalt-Cöthenischen Capel-Meistern und Directore derer CammerMusiquen. Anno 1722». Eine zyklische Aufführung des Werks war teilweise umstritten. Doch Bachs 48 Stücke sind derart einfallsreich und musikalisch vielfältig gestaltet, dass eine Gesamtaufführung trotz ihrer stolzen Länge ein abwechslungsreiches und eindrückliches Hörerlebnis verspricht.

Ein Präludium ist in seiner ursprünglichen Funktion als spielerische Einleitung und Vorbereitung für einen Folgesatz gedacht. Doch kaum eines der kunstvollen Präludien des «Wohltemperierten Klaviers» erfüllt dieses Kriterium. Einige, die noch am ehesten diesem Typ entsprechen, waren in einer Frühfassung bereits im «Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann» von 1720 enthalten. Die anderen Präludien sind keiner bestimmten Form zuzuordnen oder in Anlehnung an Intervention, Triosatz oder Konzertsatz komponiert. Auch kaum eine der zwei- bis fünfstimmigen Fugen ähnelt in Aufbau und Themenverarbeitung einer anderen. Sei es durch den gekonnten Einsatz von Kontrapunktik, eine hoch konzentrierte Dichte oder spielerische Leichtigkeit – Bach hat Fugen in allen erdenklichen Gefühlsfarben geschaffen.

Johann Sebastian Bach 
(1685–1750)
«Das Wohltemperierte Klavier» Band 1,
BWV 846-869