Fulminantes Eröffnungswochenende

Nur wenige Tage noch und die alljährliche Konzertreihe von Klosters Music nimmt mit einem fulminanten Wochenende seinen Anfang. Bereits am ersten Tag tauchen wir in die musikalische Welt von Böhmen des 19. Jahrhunderts ein.

Der Abend des 31. Juli ist der besonderen Beziehung gewidmet, die Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) mit der böhmischen Metropole verband. 

Zum Auftakt spielt das Kammerorchester Basel, das erstmals unter der Leitung des tschechischen Dirigenten Jakub Hrůša steht, Mozarts Sinfonie Nr. 38, die «Prager Sinfonie». 

«Ein Geschenk des Himmels»

Zum Zauber von Mozarts Musik, der in Prag bis heute spürbar ist, meint Jakub Hrůša : «Mozart in Prag, das ist ein historisches Phänomen per se. Wir alle lieben Mozarts Musik, denn sie ist ein Geschenk des Himmels. Zu seinen Lebzeiten haben das nicht alle so empfunden. Die Gewissheit, dass Mozart in Prag einige der glücklichsten Momente seines kurzen Lebens verbrachte, lässt mir warm ums Herz werden. Ich erinnere mich noch heute gut daran, dass ich, als ich zum ersten Mal im Staatstheater dirigierte, am exakt selben Platz stand wie Wolfgang Hunderte Jahre zuvor. Der genau gleiche Ort, markiert mit einer Gedenkplakette. Ich fühlte mich erfüllt von Inspiration und überwältigt von Ehrfurcht. Es war wunderschön.» Zauberhaft muten denn auch die Arien und Duette aus Mozarts Opern «Le Nozze di Figaro» und „Don Giovanni“ an, die von der italienischen Sopranistin Giulia Semenzato und vom deutschen Bass-Bariton Hanno Müller-Brachmann gesungen werden. Nebst dramatischen und eleganten Arien, der «Prager Sinfonie» und der Ouvertüre aus «Le Nozze di Figaro» ist das Klavierkonzert Nr.23 von Wolfgang Amadeus Mozart ein weiterer Höhepunkt des Abends. Das Konzert, gespielt vom mehrfach ausgezeichneten französischen Pianisten Lucas Debargue, gilt als eine von Mozarts grössten Schöpfungen überhaupt. 

Lieder, die unsere Mutter sang

Der zweite Abend des Eröffnungswochenendes steht mit dem virtuosen Janoska Ensemble ganz im Zeichen der Tradition der böhmischen Rhapsodie und des Volkslieds. 

Das abwechslungsreiche Programm umfasst «Melodien, die wir als Kinder hörten, die Schlaflieder, die unsere Mutter sang, die Stücke, die uns im Kopf und in den Ohren blieben und uns bis heute präsent sind. Wir tragen alle diese Musik in unseren Gedanken, bewusst oder unbewusst und vererben sie unseren Kindern.“, so Fantišek Janoska.

Steht am Beginn des Abends mit der ungarischen Rhapsodie Nr. 2 in cis-Moll von Franz Liszt die ebenso gewichtige wie tänzerische Hommage eines Heimatlosen an seine Heimat, folgt mit Antonin Dvořáks 1880 für Stimme und Klavier komponierten «Songs My Mother Taught Me» (orig. dt. «Als die alte Mutter sang», tschechisch «Když mne stará matka zpívat učívala») das vierte Lied aus einem Zyklus von sieben Zigeunerliedern mit Texten aus der Feder des tschechischen Dichters Adolf Heyduk (1835–1923). Mit «Hello Prince!» von Roman Janoska befördert uns das Ensemble mit der ersten Eigenkomposition in die unmittelbare musikalische Gegenwart. Den freimütigen Schritt in die jüngste Vergangenheit unternehmen die «Janoskas» mit dem Song «Bohemian Rhapsody», mit welchem der 1946 in Indien geborene und 1991 verstorbene Frontmann der Rockgruppe «Queen», Freddie Mercury, 1975 Popgeschichte schrieb. Das Stück, welches sich in seiner ursprünglichen Form in sechs Abschnitte gliedern lässt, wurde unter anderem als Auskopplung aus dem Album «A Night at the Opera» veröffentlicht. Der deutsche Komponist und Musikwissenschafter Hartmut Fladt schreibt über Mercurys «Bohemian Rhapsody»: «Das Ganze ist eine Liebeserklärung an die Oper des späten 19. Jahrhunderts, die aber eben mit Mitteln des 20. Jahrhunderts raffiniert inszeniert wird. Das Lied ist ein sehr intelligentes Stück postmoderner Pop-Kultur.» Nach dem Ausflug in die Welt der Popmusik nehmen uns die «Janoskas» auf die weite Reise nach Südamerika mit und widmen sich mit Astor Piazzollas «Adiós Nonino» dem Tango Nuevo. Piazzolla hatte das Stück 1959 als Hommage an seinen verstorbenen Vater komponiert. Den fulminanten Abschluss des Abends bildet František Janoskas ebenso bekannte wie beliebte Eigenkomposition Esterházy Rhapsody Nr. 1 «Alte Zeiten – junge Noten».