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Kirill Gerstein & Oliver Schnyder

Grosse Klavierkunst bei Klosters Music

Neben Sir András Schiff und Franceso Piemontesi sind auch Oliver Schnyder und Kirill Gerstein beim Festival zu erleben.

Francesco Piemontesi eröffnet Klosters Music mit Robert Schumanns Klavierkonzert, Sir András Schiff beschliesst das Festival mit einem Soloabend, der sich Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart widmet. Beide wurden im Newsletter von Klosters Music schon porträtiert. Es gibt aber noch zwei weitere erstklassige Pianisten beim Festival.

Musikalisch-philosophische Aussensicht

Oliver Schnyder gestaltet gemeinsam mit dem befreundeten Schriftsteller Alain Claude Sulzer einen musikalisch-literarischen Abend am 2. August im Atelier Bolt, der mit Musikalischer Fremdenverkehr überschrieben ist und die Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt in den Mittelpunkt stellt. «Mendelssohn und Liszt waren zu ihren Lebzeiten die berühmtesten Musiker Europas, wirkliche Popstars», sagt Schnyder. «Mit der leichten formalen Fasslichkeit, dem poetisch sprechenden, bisweilen brillant-virtuosen Charakter eroberten Mendelssohns ‚Lieder ohne Worte‘ schnell die Herzen ambitionierter Hobbypianistinnen und -pianisten.» Auch die ausgewählten Werke von Franz Liszt aus den Années de pèlerinage, Première année (Suisse) haben für Schnyder grossen Reiz. «Mit den klingenden Naturbildern hat Liszt der Schweiz eine musikalisch-philosophische Aussensicht mit einer solchen Tiefe geschenkt, dass der Blick auf unsere Natur nach dem Hören nie mehr derselbe sein kann.»

Von der Schweiz in die USA

Die Schweiz ist für den 1973 in Brugg geborenen Pianisten Heimat und Lebensmittelpunkt. Nach seinem Studium bei Emmy Henz-Diémand und Homero Francesch in Zürich setzte er seine Ausbildung bei Ruth Laredo in New York und dem berühmten Leon Fleisher in Baltimore fort. Der Gewinn des Grossen Preises beim Pembaur-Wettbewerb in Bern (1999) und seine Debüts im Kennedy Center in Washington D.C. (2000) und beim Tonhalle Orchester Zürich (2002) haben die internationale Karriere Schnyders befördert. Mit Andreas Janke (Violine) und Benjamin Nyffenegger (Cello) bildet der vielseitige Pianist das erfolgreiche Oliver Schnyder Trio. Auch als Veranstalter hat sich Schnyder mit der Klavierreihe Piano District in Baden und der gemeinsam mit seiner Frau Fränzi Frick geleiteten Lenzburgiade Klassik&Folk einen Namen gemacht. Auf den musikalisch-literarischen Abend bei Klosters Music freut er sich sehr: «Auch die Sprache Alain Claude Sulzers ist wie Musik. Und die Werke, die ich spiele, sprechen gleichermassen, in einer Sprache, die jeder Mensch versteht. Der Reiz besteht in diesem vergnügten Ping-Pong.»

Kammermusiker und Solist

Kirill Gerstein ist beim Konzert am 3. August als Klavierpartner des Hagen Quartetts in Johannes BrahmsKlavierquintett in f-Moll op. 34 zu hören. Mit dem Hagen Quartett verbindet den 1979 in Woronesch in der ehemaligen Sowjetunion geborenen Pianisten eine lange Zusammenarbeit. Er bewundert das seit über vierzig Jahren bestehende Ensemble, in dem drei Geschwister zusammenspielen: «Der Wille, immer weiter zu suchen und sich nicht auf frühere musikalische Lösungen zu verlassen, gepaart mit der unglaublichen Einheit des Ensembles, die über Jahrzehnte des Zusammenspiels gepflegt wurde. Dass diese Einheit die Individualität dieser vier Musiker nicht vernichtet, ist ein weiteres Wunder», so Gerstein. Er ist gerne Kammermusiker und gerne Solist – für ihn gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied: «Selbst Solowerke sind virtuelle Kammermusik.»

Einspringer für Daniil Trifonov

Ähnlich wie bei Oliver Schnyder wirkte sich sein frühes Debüt mit dem Tonhalle Orchester Zürich im September 2000 unter David Zinman, als er Johannes Brahms‘ erstes Klavierkonzert spielte, positiv auf seine Karriere aus. Auch Gerstein machte wie Schnyder einen Teil seiner Ausbildung in den USA – bereits im Alter von zwölf Jahren studierte er Jazz am Berklee College of Music, ehe er sich an der Mannhattan School of Music der Klassik zuwandte. Sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern feierte er im Jahr 2016 mit dem 2. Klavierkonzert Rachmaninows. Mit dem gleichen Werk sprang er vor genau zwei Wochen beim traditionellen Saisonabschluss des Orchesters in der Waldbühne für Daniil Trifonov ein. «Es war ein magischer Abend: mit 23’000 aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörern zusammen zu sein, vor allem nach den pandemischen Einschränkungen beim gemeinsamen Musikhören; dieses bekannte Stück mit den Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und ihrem wundervollen Dirigenten Kirill Petrenko mit grosser Aufmerksamkeit zu proben und dann die Spannung der Aufführungsenergie…». Klosters Music freut sich auf hohe Klavierkunst.


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