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Peter und der Wolf, © 2024 – Roger Krütli / k-wer-k.ch | Franziska von Arb, © Marcel Giger

«Ich mag es, am Rad zu drehen»

Franziska von Arb ist Geschäftsführerin von Klosters Music und verantwortet nicht nur die Finanzen, sondern plant und organisiert auch die Durchführung der Konzerte. Georg Rudiger sprach mit ihr über Wachstumsideen beim Festival, ein weiter entwickeltes Familienkonzert und über die eingeladenen Künstler Andreas Ottensamer und Augustin Hadelich.

In Ehen spricht man vom verflixten 7. Jahr. Wie schauen Sie auf die 7. Ausgabe von Klosters Music?

Mit viel Vorfreude. In der «Ehe» mit meinem Team bei Klosters Music läuft alles rund, keine Sorge (lacht). Ich staune, wie schnell die Zeit verflogen ist. Und bin glücklich darüber, wie weit wir gekommen sind. Ich freue mich auch auf unsere kommende Zusammenarbeit im erweiterten Team. Mit Christine von Siebenthal bekommen wir eine ausgewiesene Marketing-Expertin, die ich schon lange kenne.

Sie haben die letzten Jahre steigende Zuschauerzahlen erzielt, was im Klassikbetrieb keine Selbstverständlichkeit ist. Warum interessieren sich immer mehr Menschen für Klosters Music?

Weil es an diesem Ort noch sehr viel Potential gibt. Die Verbindung zur Natur, die Qualität des Programms, die Exzellenz der Künstlerinnen und Künstler, der persönliche Rahmen – das alles entfaltet grosse Attraktivität, wie wir immer wieder von unserem Publikums hören. Man spürt auch die Menschen, die hinter dem Festival stehen und kommt leicht miteinander in Kontakt. Die ersten Jahre hatten wir viele Feriengäste. Nun kommt auch verstärkt die einheimische Bevölkerung zu unseren Konzerten. Das Einzugsgebiet hat sich vergrössert in Richtung Unteres Prättigau und Chur sowie Davos und Engadin. Und natürlich in den Grossraum Zürich. Mir ist wichtig, dass unsere Gäste hier beim Festival ein positives, unvergessliches Erlebnis haben. Dass sie etwas mitnehmen können in ihren Alltag.

Wird das Festival weiter wachsen? 

Unbedingt! Es ist zwar jedes Jahr schon eine Herausforderung, den bestehenden Anspruch zu erfüllen, aber ich möchte in der Zukunft weiterhin neue Formate einbringen.

Meinen Sie das Familienkonzert? 

Es mir sehr wichtig, dass wir noch mehr Kinder und Jugendliche für klassische Musik begeistern können. Diese Wurzeln sollen hier wachsen, damit die jungen Besucherinnen und Besucher unserem Festival verbunden bleiben. Auch die Zuschauerzahlen möchten wir noch weiter steigern. Mit 700 Besucherinnen und Besuchern stossen wir schon jetzt in manchen Konzerten an die Grenzen der Kapazität. Wir haben im gleichen Gebäudekomplex eine doppelt so grosse Halle. Mit diesem Saal existiert auf jeden Fall eine ganz konkrete Wachstumsmöglichkeit, wenn die Nachfrage weiterhin steigt.

Worauf freuen Sie sich besonders beim nächsten Sommerfestival, das unter dem Motto «Mythen und Legenden» steht?

Auf jedes einzelne Konzert. Es ist schwer, sich für etwas zu entscheiden. Dass wir beim Eröffnungskonzert mit der Zürcher Sing-Akademie nach 2023 wieder einen Spitzenchor dabeihaben, freut mich sehr. Das Abschlusswochenende mit dem romantischen Programm, also Rachmaninow und Tschaikowsky, gespielt von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, ist auch sehr attraktiv. Etwas Vergleichbares hatten wir mit diesem Repertoire noch nicht. Für das Familienkonzert «Peter und der Wolf» können wir erstmals auch die Grossbildleinwand einsetzen, da diese für das Filmkonzert abends bereits aufgebaut sein wird. Die Illustration mit bewegten Bildern, die aber trotzdem viel Raum für die Fantasie der Kinder lassen, wird zusätzlich zu der Musik mit dem City Light Chamber Orchestra ein faszinierendes Element sein.
Es freut mich auch, dass mit dem Schumann Quartett und dem Klarinettisten Andreas Ottensamer sowie dem jungen Amatis Trio dieses Jahr wieder mehr Präsenz hat.

Andreas Ottensamer sollte schon vor zwei Jahren zu Gast sein, konnte dann aber wegen einer Verletzung nicht kommen. Was erwarten Sie von ihm bei seinem Klosters-Debüt?

Andreas Ottensamer ist ein überaus vielseitiger Musiker und scheint noch viele weitere Talente zu haben. Er spielt leidenschaftlich Tennis, Golf, Fussball und fährt Ski. Sein Klarinettenspiel ist wandelbar, intelligent und hat eine grosse Natürlichkeit. Er kommuniziert auch immer mit dem Publikum – das macht Konzerte mit ihm für die Zuhörerinnen und Zuhörer besonders attraktiv.

Auch der Geiger Augustin Hadelich ist zum ersten Mal zu Gast in Klosters, und zwar mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky. Sie haben selbst Violine studiert. Was ist das Besondere an diesem Konzert?

Mit dem Tschaikowsky-Violinkonzert präsentieren wir zum ersten Mal ein hochromantisches, virtuoses Violinkonzert, das seit seiner Uraufführung im Jahr 1878 das Publikum in Bann zieht. Augustin Hadelich verbindet technische Meisterschaft mit enormer Musikalität. Ich bin sehr gespannt auf seine Interpretation. Für mich hat das Konzert eine ungeheure Wucht und Intensität – da muss man immer dranbleiben. Es gibt keinen doppelten Boden, es geht um alles oder nichts. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne einmal die technischen Fähigkeiten besitzen, um dieses Violinkonzert mit Orchester spielen zu können. Nur einmal, das würde mir reichen. (lacht)

Sie hatten im Vorfeld der letzten Festivals spektakuläre Aktionen mit Julie Fuchs beim Paragliding und Maurice Steger auf der Skipiste. Ist dieses Jahr eine ähnlich PR-Aktion geplant? 

Wir werden sicherlich etwas Spannendes machen. Da kann man sich überraschen lassen.

Was macht Ihnen Spass an Ihrer Arbeit als Geschäftsführerin? 

Ich mag es, Verantwortung zu haben und am Rad zu drehen. Ich bin gerne der Motor, um Ideen umzusetzen und mag Herausforderungen. Ich schätze es auch sehr, in unserem Team zu arbeiten und gemeinsam dieses Festival auf die Beine zu stellen. Und wenn man dann noch ein gutes Feedback unserer Besucherinnen und Besuchern bekommt, dann macht mich das einfach glücklich.

Und worauf könnten Sie verzichten?

Zum Teil kräftezehrend und manches Mal auch belastend ist das Fundraising. Der Stiftungsrat und der Förderverein tragen diese Verantwortung mit, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, aber letztlich bin ich als Geschäftsführerin für die Finanzen verantwortlich. Aber umso schöner, wenn man nach vielen Gesprächen dann doch jemanden überzeugen kann, unser Festival zu unterstützen.