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Freiburger Barockorchester, © Foppe Schut

Lust auf Neues 

Das Freiburger Barockorchester kommt erstmals zu Klosters Music 

Die Paukenschläge machen Angst. Diesen Winter möchte man nicht erleben. Aber schon bald stösst Liebliches durch die Eisfläche: ein kurzer Sonnenstrahl in den Traversflöten, eine leuchtende Melodie in der Oboe. So lässt das Freiburger Barockorchester in Joseph Haydns Oratorium Die Jahreszeiten den Frühling einkehren. Energie und Plastizität prägen nicht nur diese Aufnahme des Ensembles, die gemeinsam mit dem RIAS-Kammerchor unter der Leitung von René Jacobs entstanden ist. Sie kennzeichnen auch die zahlreichen Live-Auftritte des Orchesters. Bis zu 100 Konzerte geben die Freiburger im Jahr. Eine jährliche Konzertreihe in Freiburg, Stuttgart und Berlin bietet seinem treuen Publikum Repertoire-Highlights, aber auch viele Entdeckungen. Man gastiert in den USA, Südamerika, Australien, Japan, China und natürlich Europa, spielt bei den renommiertesten Festivals wie den Salzburger Festspielen oder dem internationalen Musikfestival in Aix-en-Provence. 

Es geht immer um alles 

Trotzdem wirkt das Ensemble auch nach 35 Jahren seit der Gründung unverbraucht – von Routine keine Spur. Ein tänzerisches Moment liegt stets im Spiel des Orchesters. Die Musikerinnen und Musiker bewegen sich, spielen mit dem ganzen Körper. Mit einem Dirigenten arbeiten sie nur bei grossformatigen Projekten zusammen. Ansonsten leitet der Konzertmeister das Orchester. Dabei sind die 31 Orchestermitglieder nicht fest angestellt, sondern werden nach Tagessätzen bezahlt und tragen als Gesellschafter auch die finanzielle Verantwortung für das Ensemble. Deshalb geht es immer um alles – und das merkt man im engagierten Spiel jedes einzelnen. Die Qualität muss immer aufs Neue bewiesen werden. 

Auch Romantik im Repertoire 

Längst hat das Freiburger Barockorchester sein Repertoire in die Klassik und Romantik erweitert wie ganz aktuell mit der romantischen Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber. Auch zeitgenössische Musik wurde vom Spitzenensemble schon interpretiert. Bei seinem Debüt im Rahmen von Klosters Music stellt sich das Orchester aber mit einem reinen Barockprogramm vor. «Barockes Repertoire spielen wir immer stehend und ohne einen Dirigenten. Das lebt einfach vom Austausch der Musikerinnen und Musiker, von der lebendigen Klangrede!», sagt Gottfried von der Goltz, der gemeinsam mit dem auf historische Tasteninstrumente spezialisierten Pianisten Kristian Bezuidenhout die künstlerische Leitung innehat. 

Experimentelle Gründungsphase 

Der 57-jährige Geiger, Professor für Barockvioline an der Freiburger Musikhochschule, gehört im Jahr 1987 zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles. Es war die Geigenklasse von Rainer Kussmaul mit begabten, interessierten Studenten wie Thomas Hengelbrock und Petra Müllejans, in der auch mal mit Barockinstrumenten experimentiert wurde. Die Idee, ein Orchester zu gründen, kam dann von den Studenten selbst. Gottfried von der Goltz hatte damals schon mit 21 Jahren eine feste Stelle im NDR-Sinfonieorchester, die er für das Abenteuer Freiburger Barockorchester aufgab. «Wir hatten einfach alle Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren. Das lag auch in der Luft – auch das Concerto Köln und andere freie Ensembles wurden ja damals gegründet.»

Verantwortung für das musikalische Ganze 

Und was hat sich verändert seit damals? Sicherlich habe man sich im Management professionalisiert und sich international einen guten Ruf erarbeitet. «Ausserdem sind wir viel erfahrener geworden in der Repertoirekenntnis. Am Anfang ging es noch um die Barockmusik als Ganzes. Inzwischen kennen wir auch die Stilvielfalt dieser Epoche. Die Musik von Francesco Geminiani beispielsweise, von dem wir in Klosters das Concerto Grosso La Follia präsentieren, spielen wir mit viel Vibrato. Bachs Phrasierungen dagegen gestalten wir viel schlanker», sagt von der Goltz, der das Konzert in Klosters vom Konzertmeisterpult aus leiten wird. Geblieben von den Anfangsjahren sei die Neugier und auch die Streitbarkeit in den Proben. Jede und jeder übernehme Verantwortung für das musikalische Ganze. Heute zählt das Freiburger Barockorchester (FBO) weltweit zu den führenden Ensembles der historischen Aufführungspraxis. 

«Musikalische Präzision und überwältigende Spielfreude»

Regelmässig arbeitet das Orchester mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Pablo Heras-Casado und René Jacobs sowie bekannten Solistinnen und Solisten (Isabelle Faust, Philippe Jaroussky, Christian Gerhaher) zusammen und sitzt auch gelegentlich für grosse Opernproduktionen im Orchestergraben. Nun hat das renommierte Label Deutsche Grammophon eine langfristige Zusammenarbeit mit dem FBO angekündigt. «Ich kenne kein Orchester der historisch informierten Aufführungspraxis, welches dem Freiburger Barockorchester seit seiner Gründung im Jahr 1987 in seiner konstant hohen Qualität an innovativer Programmatik, musikalischer Präzision und überwältigender Spielfreude auch nur annähernd gleichkommt», schwärmt Andreas Kluge, Senior Manager Artist Promotion bei Universal Music. Man darf sich also freuen auf einen spannenden, intensiven Konzertabend bei Klosters Music.   


Das Freiburger Barockorchester können Sie am 31. Juli live bei Klosters Music erleben. Tickets können hier erworben werden.