Mit Pauken und Trompeten
Immanuel Richter ist in Klosters kein Unbekannter. Der Solotrompeter des Sinfonieorchesters Basels hat schon im Sommer 2023 gemeinsam mit dem Organisten Rudolf Lutz in der Kirche St. Jakob gespielt. Jetzt eröffnet er mit seinen Kollegen am 4. Januar 2025 die neue Kirchenkonzertreihe. Georg Rudiger hat ihm einige Fragen gestellt.
Sie haben schon im Sommer 2023 mit dem Organisten Rudolf Lutz im Rahmen von Klosters Music in der Kirche St. Jakob gespielt. Wie beurteilen Sie die Atmosphäre in dieser Kirche, deren Turm über 800 Jahre alt ist?
Ich habe das Konzert in bester Erinnerung. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Noch nie hatte ich das Publikum so nahe. Ich stand auf der Empore, und gleich neben mir sassen schon die ersten Zuhörer. Dieser unmittelbare Kontakt zum Publikum war einzigartig für mich.
Nun eröffnen Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen zu Jahresbeginn die neue Kirchenkonzertreihe des Festivals. Wieviel Aufbruch und wieviel Festlichkeit steckt im Programm?
Dass die Kombination unserer Instrumente für festliche Musik prädestiniert ist, versteht sich von selbst. Das Thema Aufbruch war bei diesem Programm für mich besonders damit verbunden, neues Repertoire für diese Besetzung zu erkunden. Sucht man in den Musikkatalogen nach Musik für drei Trompeten, Pauken und Orgel, so findet man eigentlich fast nichts. Man ist geradezu gezwungen, «aufzubrechen», Neues zu schaffen, was mir immer wieder grosse Freude bereitet. Aber auch eine gewisse Anspannung, ob denn meine Arrangements, die ich explizit für dieses Konzert geschrieben habe und also quasi uraufgeführt werden, funktionieren und spielbar sind. Ich hoffe es doch sehr…
Der Titel des Konzertes lautet «Mit Pauken und Trompeten» – und ist wörtlich gemeint. Neben dem Organisten Tobias Lindner sind auch noch die Trompeter Huw Morgan und Jon Flurin Buchli sowie der Pauker Alex Wäber dabei. Das unterstreicht die Festlichkeit, oder nicht?
Absolut. Das Programm haben wir uns zu dritt ausgedacht: der künstlerische Leiter David Whelton, Tobias und ich. Für uns war klar, dass es einerseits festlich und pompös zugehen soll. Dennoch war mir auch wichtig zu zeigen, dass die Trompete ein sehr gesangliches Instrument sein kann. Die Orgel wollten wir auch in ihrer ganzen Pracht zur Geltung kommen lassen. Und dass die Musik von Johann Sebastian Bach einen Schwerpunkt bilden sollte, stand ebenfalls ausser Frage. So hat sich dann das eine aus dem anderen ergeben.
Die Trompeter sind Ihre Kollegen aus dem Sinfonieorchester Basel. Was macht eine gute Trompetengruppe aus?
Natürlich müssen alle in erster Linie gute Trompeter und Musiker sein. Wir sind aber auch sehr gut befreundet untereinander und respektieren uns gegenseitig. Das macht die Zusammenarbeit immer so angenehm und lehrreich. Ich bin der älteste, Huw ist 13 Jahre jünger als ich und Jon Flurin ist wiederum 13 Jahre jünger als Huw. Ich finde es immer wunderbar, dass wir alle trotz dieser grossen Altersunterschiede mit dem gleichen Feuer für die gleiche Sache brennen.
Jon Flurin Buchli stammt aus dem Kanton Graubünden. Gibt es noch mehr Lokalbezug bei den Musikern?
Jon Flurins Wurzeln liegen in Scuol, aufgewachsen ist er in Domat/Ems. Huw stammt aus Wales, Alex unser Pauker stammt aus Basel, Tobias ist ein waschechter Bayer und ich stamme aus der Ostschweiz. Ein direkter Bezug zu Graubünden liegt sonst bei niemandem vor. Allerdings verbringe ich oft meine Ferien in diesem wunderbaren Bergkanton. Somit sind mir persönlich viele Täler und Gipfel vertraut.
Das Concerto in D-Dur von Georg Philipp Telemann, den Eingangschor «Jauchzet frohlocket, ,auf, preiset die Tage» aus Johann Sebastian Bachs «Weihnachtsoratorium» und die vier Sätze aus der «Feuerwerkmusik» von Georg Friedrich Händel, die das Konzert abschliessen, haben sie selbst für drei Trompeten, Pauken und Orgel arrangiert. Was müssen Sie dabei beachten, damit das klangliche Ergebnis stimmt?
Mir ist das Gleichgewicht wichtig. Wenn immer alle spielen würden, würde es langweilig, schwerfällig und plump. Man muss die verschiedenen Kräfte gut dosieren können. Weniger ist oft mehr.
Was schätzen Sie an dem Basler Kollegen Tobias Lindner als Organist?
Mit Tobias verbindet mich schon eine langjährige, freundschaftliche Zusammenarbeit. Seine direkte, frische und unverfrorene Art in der Kommunikation schätze ich sehr und zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Als ich die Arrangements für dieses Konzert in Klosters schrieb und einen ersten Entwurf an Tobias schickte, da ich befürchtete, es könnte für die Orgel fast unspielbar sein, da schrieb er mir zurück: «Du bist ein Sauhund – aber für Dich kriege ich das schon hin.»
Was wünschen Sie sich vom neuen Jahr?
Ich habe eine wunderbare Frau und vier ebenso wunderbare Kinder. Alle sind wir kerngesund. Ich kann mir eigentlich nur wünschen, dass mir das Glück weiterhin so hold zur Seite steht wie bis anhin.
Lasse ich meinen Blick über meine eigenen vier Wände in die weite Welt hinaus schweifen, so hätte ich natürlich unzählig viele Wünsche, besonders jene nach Frieden, Nahrung für alle und mehr Sorge zur Natur.
Stand Dezember 2024