Ensemble Philharmonix, © Max Parovsky Kopie
Ensemble Philharmonix, © Max Parovsky

Virtuosität, Humor und Improvisation 

Das Septett Philharmonix mischt die Klassikszene auf. Am 1. August 2022 feiern die Mitglieder der Wiener und Berliner Philharmoniker ihr Debüt bei Klosters Music.

Der Kontrabassist zupft eine fallende Linie. Die hohen Streicher setzen ihre schnellen Einwürfe exakt gegen den Takt. Und wenn Klarinette (Daniel Ottensamer) und Klavier (Christoph Traxler) dazukommen, geht richtig die Post ab. Dampfender Gypsy Swing im Stil von Django Reinhardt und Stéphane Grapelli. «Swing on Beethoven» heisst das ganz eigene Arrangement von Stephan Koncz für das Septett Philharmonix, das sich auch «Vienna Berlin Music Club» nennt. Der Cellist darf auch gleich das berühmte Solo aus dem zweiten Satz von Beethovens 7. Sinfonie spielen – nur nicht als edle Kantilene über dem Trauermarschrhythmus, sondern mit leichtem Groove zu den erhitzten Nachschlägen der Band. Ein mundgeblasenes Trompetensolo vom zweiten Geiger Sebastian Gürtler und ein Zitat aus dem Finale der Mondscheinsonate als spektakulärer Aufgang im Klavier zeigen das Vielgehörte unter einem ganz neuen Licht. Sebastian Gürtlers «Tristan’s Tango» mit Richard Wagner auf einer Milonga oder die wilden «Dances from Transylvania» von Stephan Koncz mit spektakulären Geigensoli von Noah Bendix-Balgley sind gut gelaunte, originelle Stücke zum Hinhören und Schmunzeln: mehr Komposition als Adaption. 

«Jeder bringt seine Musik mit»

Höchste Zeit, beim Cellisten Stephan Koncz und Noah Bendix-Balgley, beide Mitglieder der Berliner Philharmoniker, nachzuhaken. «Ähnlich wie bei einem Tennisclub treffen wir uns unter Freunden, schreiben zusammen Musik, experimentieren und haben eine gute Zeit miteinander und unserer Musik», sagt Stephan Koncz. Und ergänzt: «Jeder bringt seine Musik mit. Unser Klarinettist Daniel Ottensamer liebt Swingjazz im Stil von Benny Goodman, unser Kontrabassist Ödön Rácz ist mit ungarischer Volksmusik aufgewachsen». Noah Bendix-Balgley hat Klezmermusik in das Ensemble gebracht. «Mein Vater ist Tanzlehrer. Die jüdischen Volkstänze habe ich schon als Kind gehört. Ich möchte in klassischer Musik Klezmereinflüsse entdecken, aber auch umgekehrt in klassischen Rezitals Klezmer-Stücke integrieren. Die Improvisation spielt ja eine grosse Rolle in dieser Musik. Das Improvisieren ist auch für Philharmonix ganz entscheidend», sagt der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Der US-amerikanische Geiger wurde von Stephan Koncz 2017 ins Ensemble geholt, nachdem insgesamt drei Musiker – Gründer Tibor Kovác und die Brüder Roman und Frantisek Jánoska – die ursprünglich «The Philharmonics» genannte Gruppe verliessen. 

Weniger Csárdás, mehr Pop

Der neue Name «Philharmonix» benennt weiterhin die Berliner und Wiener Philharmoniker, aus deren Reihen drei Musiker stammen. «Das ‚X‘ stellt die oftmals unkonventionelle Herangehensweise an sämtliche Musikrichtungen dar», sagt Koncz. Stilistisch hat sich das Ensemble seit der Umbesetzung stark verändert und kommt einer Neugründung gleich. Auch Südamerikanisches wie der geniale Bossa Nova «Babarababa» auf Fantasieportugiesisch ist im Repertoire. Sebastian Gürtler hat ihn komponiert. Der Wiener Geiger, der in klassischen Ensembles wie dem Hugo Wolf Quartett oder dem Alban Berg Ensemble Wien spielt, mit der Formation Amarcord Grenzüberschreitungen wagt und auch schon mit dem Musikkomiker Aleksey Igudesman auf der Bühne stand, ist wie der Pianist Christoph Traxler Neumitglied. Gefragt hat ihn der Bratschist Thilo Fechner, der mit seinem roten Anzug mit zur Corporate Identity von Philharmonix beiträgt.

Schnelle Auffassungsgabe, hohe Professionalität 

Gürtler ist nicht nur ein Fan von südamerikanischer Musik («Dieses Zurücklehnen, verbunden mit der intensiven Lebensart finde ich faszinierend»), sondern hat auch den Gesang ins Ensemble eingebracht. In seinen Arrangements versucht er, relativ respektlos und sehr frei mit dem Original umzugehen und etwas Eigenes zu schaffen. An Philharmonix schätzt er die schnelle Auffassungsgabe und hohe Professionalität der Mitglieder. Besonders der Kontrabassist hat es ihm angetan. «Ödön ist das Herz des Ensembles, der Zinédine Zidan der Mannschaft. Ein zentraler Mittelfeldspieler, der die Fäden zieht und jedem den notwendigen Raum gibt.» Gürtler freut sich wie seine Kollegen sehr auf das Debüt von Philharmonix bei Klosters Music. «Die Stücke entwickeln sich auf der Bühne weiter», sagt Bendix-Balgley. «Wir bleiben nie stehen, sondern möchten jedes Mal etwas Neues kreieren.»  


Das Ensemble Philharmonix können Sie am 1. August live bei Klosters Music erleben. Tickets können hier erworben werden.