«Von heulenden Kojoten und glänzenden Rüstungen»
Das Abschlusskonzert von Klosters Music «And the Oscar goes to …» am 4. August 2024 um 17 Uhr im Konzertsaal der Arena Klosters bietet viel Spannung und grosse Emotionen. Einige Sequenzen von oscarprämierten Filmen wie «Atonement» oder «Dances with Wolves» sind auch zu sehen. Der vom City Light Symphony Orchestra unter der Leitung von Kevin Griffiths gespielte Soundtrack von über 15 Filmen weckt Erinnerungen an bewegende Kinoerlebnisse.
«Filmmusik braucht Raum, um sich entfalten zu können. Der Film muss der Musik Zeit geben, um sich zu entwickeln», sagt Ennio Morricone. Der berühmte italienische Komponist benötigt im epischen Italo-Western «Once upon a time in the West» nur wenige Töne, um die Spannung im grossen Showdown zum Bersten zu bringen. Die Musik komponierte Morricone, bevor der Film gedreht wurde. Sein früherer Klassenkamerad Sergio Leone verlangte von ihm einfache, einprägsame Melodien. Auch Tierlaute imitierte der Komponist gerne wie in Leones «The Good, The Bad and The Ugly», um die Atmosphäre des Schauplatzes möglichst genau einzufangen. Das Heulen der Kojoten hat es bei diesem 1966 gedrehten Streifen bis in die Titelmelodie geschafft. Der Filmmusikabend «And the Oscar goes to …» beginnt mit wuchtigen Blechfanfaren, die in der farbigen Musik von Miklós Rózsa dem mit elf Oscars prämierten und mit 50 000 Komparsen gedrehten Monumentalfilm «Ben Hur» aus dem Jahr 1959 die nötige Wucht verleihen. Man hört förmlich die glänzenden Rüstungen der Gladiatoren und den Staub der Arena.
Einen ganz anderen Sound entwirft Maurice Jarre in «Lawrence of Arabia», mit dem der französische Komponist im Jahr 1962 seinen internationalen Durchbruch feierte. Das orientalisch angehauchte Hauptthema ist von Édouard Lalos Klavierkonzert in f-Moll inspiriert. «Lara’s Theme» aus dem drei Jahre später gedrehten Liebesdrama «Dr. Zhivago», im Original von einer Balalaika gespielt, hat es sogar als Schlager («Weisst du, wohin?») zur Berühmtheit gebracht. Mit Filmmusik wird aber nicht nur eine bestimmte Atmosphäre geschaffen, sondern sie dient auch zur Charakterisierung von Protagonisten. Die wohl berühmteste musikalisch sofort erkennbare Figur ist James Bond. Dabei hat John Barry das einprägsame «James Bond»-Thema nicht einmal erfunden, sondern aus dem Song eines nicht veröffentlichten indischen Musicals seines Kollegen Monty Norman entwickelt. Der gewiefte englische Bandleader machte daraus ein cooles Gitarrenriff, dessen Spannung sich durch scharfe Bläsereinwürfe erhöht. Aber auch süffige Melodien wie das von einer Trompetenfanfare ausgehende, von Streichern fortgesponnene «John Dunbar»-Thema in «Dances with Wolves» gingen Barry leicht von der Hand.
Der Amerikaner John Williams ist vielleicht der vielseitigste aller Filmkomponisten. Von der melancholischen Musik zu «Schindler’s List» bis zu den effektvollen Partituren von Steven Spielbergs «Indiana Jones»-Filmen, vom üppigen, spätromantisch geprägten Soundtrack zu «E.T. – The Extra-Terrestrial» bis zum schlicht beginnenden, im Mittelteil flirrenden «Hedwig‘s Theme» aus «Harry Potter». Mit seiner Musik zu «Star Wars» (1977) sorgte Williams in Hollywood für eine Renaissance der sinfonischen Filmmusik und strukturierte durch Leitmotivik die Handlung. Wenn das strahlende Hauptthema erscheint, dann ist der jugendliche Held Luke Skywalker nicht weit. Und wenn der wuchtige, von Trommeln befeuerte «Imperial March» erklingt, erahnt man schon den schweren Atem von Darth Vader.
04. August, 17.00 Uhr, Konzertsaal, Arena Klosters
City Light Symphony Orchestra, Kevin Griffiths (Leitung)