AdobeStock_564741345

Wellen und Raumklang

In unserer Serie «Natur in der Musik» hört Georg Rudiger etwas genauer hin: Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüre «Die Hebriden» op. 26 

Reisen bildet. Und hinterlässt bleibende Natureindrücke, wie man in Felix Mendelssohn Bartholdys Musik hören kann. Mit der «Italienischen Sinfonie», die im letzten Jahr im Eröffnungskonzert von Klosters Music zu erleben war, entführte uns der Komponist in das Land, wo die Zitronen blühen. Aber auch Schottland gehörte zu seinen Reisezielen – die «Schottische Sinfonie» erzählt davon. Die Konzertouvertüre «Die Hebriden», die diesen Sommer im Konzert am 5. August mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Tarmo Peltokoski zu erleben ist, ist ebenfalls von Felix Mendelssohn Bartholdys England- und Schottlandreise im Jahr 1829 inspiriert. Auf mehreren Schiffsfahrten zu den der Westküste Schottlands vorgelagerten, weitgehend unbewohnten Hebriden-Inseln erlebte er intensiv das Meer mit seinen Stürmen und Wellen.

Das fallende Hauptmotiv der «Hebriden»-Ouvertüre zeichnet gleich zu Beginn in seinen vielen Wiederholungen eine Wellenbewegung nach. Auch die folgenden Sechzehntel der Streicher spiegeln das Auf und Ab der Wellen. Einen besonderen Eindruck auf den Komponisten machte der Besuch der Fingalshöhle auf der Insel Staffa – unter dem Titel «Fingals Höhle» erschien 1835 die erste Partitur dieser Konzertouvertüre. Einen Eindruck vom grossen Raum dieser sagenumwobenen Basalthöhle und ihrer besonderen Akustik vermittelt der Beginn der Durchführung. Hier agieren drei Instrumentengruppen in unterschiedlicher Lautstärke miteinander: Eine Fanfare in den Holzbläsern im Fortissimo wird vom ganz leise gespielten Wellenmotiv in den tiefen Streichern beantwortet. Ein Flirren in den Violinen verbindet die unterschiedlichen Elemente. Der Klang wird zum Raumerlebnis. Die Zeit bleibt stehen.