Jauchzet und Jubelt
Unser nächstes Kirchenkonzert am 3. Januar 2026 um 18.15 Uhr in der Kirche St. Jakob lässt uns mit viel Schwung und voller Zuversicht ins neue Jahr gehen. Die Sopranistin Jenny Högström, die Geigerin Ilva Eigus und die Trompeter Immanuel Richter und Simon Gabriel bereichern das Orgelspiel von Kay Johannsen.
«Ich vermisse schon manchmal die schwedische Weihnachtsmusik»
Jenny Högström ist beim Neujahrskonzert am 3. Januar als Sopranistin zu hören. Georg Rudiger hat der in Basel lebenden Schwedin einige Fragen gestellt.
Sie singen bei dem Kirchenkonzert am 3. Januar 2026 in Klosters zwei Werke von Johann Sebastian Bach. Was mögen Sie an diesem Komponisten?
An Johann Sebastian Bach fasziniert mich besonders die Verbindung zwischen musikalischer Komplexität und Spiritualität. Seine Musik fordert mich als Sängerin sowohl technisch als auch interpretatorisch heraus. Jede Phrase hat für mich eine eigene Farbe, die mich immer wieder neu berührt.
Nach Ihrer Ausbildung in Schweden haben Sie in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis historische Aufführungspraxis studiert und gelten als Spezialistin für Barockmusik. Was machen Sie bei der Musik von Johann Sebastian Bach anders als eine Sängerin, die diese Ausbildung nicht hat?
Ich achte besonders auf Stilfragen wie Artikulation, Verzierung und Phrasierung, die zur Musik Bachs gehören. Auch der Umgang mit Vibrato und Klangfarbe ist bewusster und oft differenzierter. Insgesamt möchte ich der Musik jene Transparenz und Lebendigkeit geben, die dem barocken Klangideal entspricht.
Die Arie «Erbarme Dich» gehört zu den emotionalen Höhepunkten der «Matthäus-Passion». Was bedeutet die Arie für Sie?
Für mich ist «Erbarme Dich» Ausdruck einer besonderen Innigkeit. Obwohl diese Arie eigentlich für Alt geschrieben ist, gibt es gute künstlerische Gründe dafür, sie als Sopran zu singen.
Wichtig bei der Arie ist neben dem Gesang die Solovioline, die auch eine Einleitung und den Schluss spielt. Kennen sie Ilva Eigus, die diesen Part übernehmen wird?
In dieser Arie spielt die Violine für mich eine entscheidende emotionale Rolle. Sie bringt Licht und Hoffnung in den Klang, berührt aber auch die Wehmut, die in diesem musikalischen Thema liegt. Ilva Eigus und ich kennen uns noch nicht, aber ich bin sehr gespannt darauf, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Bachs Solo-Kantate für Sopran «Jauchzet Gott in allen Landen» ist ein sehr virtuoses Werk mit vielen Koloraturen in der Sopranstimme. Was mögen Sie an der Komposition?
Diese Kantate ist eines der strahlendsten Werke, die Bach für Solosopran geschrieben hat. Trotz der technischen Herausforderungen empfinde ich die Musik unglaublich körperlich und befreiend.
Auch die Solotrompete und die Solovioline haben hier bedeutende Parts und treten in Dialog mit Gesangsstimme. Was bedeutet das für Ihre Interpretation?
Die Trompete bringt eine strahlende, festliche Dimension ein, während die Violine oft eine innigere und beweglichere Linie hat. Ich denke, dass der Dreiklang zwischen der Singstimme und den beiden Instrumenten Lebendigkeit und Flexibilität verleiht. Das musikalische Gespräch fordert von mir, dass ich nicht nur schön singe, sondern auch aktiv zuhöre und auf das regiere, was die anderen Solisten gestalten.
Sie singen auch in mehreren professionellen Chören, darunter in dem La Cetra Vokalensemble und der Zürcher Sing-Akademie. Ist jede Solistin auch eine gute Chorsängerin?
Das ist nicht immer der Fall. Es gibt sehr gute Solosängerinnen und -sänger, die fast nie im Chor gesungen haben. Ihnen fehlt vielleicht vor allem die Erfahrung, sich in eine Stimmgruppe einzufügen und einen gemeinsamen Klang zu bilden. Es bereitet mir grosse Freude, gemeinsam mit andere Sängerkolleginnen und -kollegen zu musizieren.
Sie kommen aus Schweden und haben dort bis zu Ihrem Masterstudium gelebt. Wie feiert man in Schweden Weihnachten?
In der Schweiz wird Weihnachten ein wenig anders gefeiert als in Schweden. In Schweden findet der wichtigste Feiertag am 24. Dezember statt. Am 13. Dezember feiern wir auch Santa Lucia. Das war für mich als Kind und Jugendliche immer ein sehr schöner Tag, an dem wir singend mit Kerzen durch die Stadt und die Schulen gezogen sind. Ich vermisse schon manchmal die schwedische Weihnachtsmusik und die verschneiten Wälder im Dezember besonders. Seitdem ich eigene Kinder habe, verbringen wir jedes zweite Weihnachtsfest bei meiner Familie in Schweden.
Und gibt es eine besondere Tradition zum neuen Jahr?
Als Kind haben wir an Silvester immer bei meinen Grosseltern Zinn über dem Feuer geschmolzen und es dann in einen Kessel mit kaltem Wasser gegossen. Dabei entstanden Zinnfiguren, der wir zu deuten versuchten, um zu erfahren, was das neue Jahr bringen könnte. Heutzutage feiere ich Silvester immer mit Familie und Freunden zusammen, und jedes Silvester sieht ein bisschen anders aus. Das finde ich auch sehr schön!