«Bei Mozarts Klarinettenquintett passt einfach alles»

Andreas Ottensamer liebt Kammermusik. Bei Klosters Music tritt der langjährige Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem Schumann Quartett und der Kontrabassistin Uxía Martínez-Botana am 28. Juli auf. Mit Georg Rudiger sprach er über den Abschied vom Orchester, seine Mendelssohn-Arrangements und seine Sportleidenschaft.

Sie haben im März die Berliner Philharmoniker nach vierzehn Jahren als Soloklarinettist verlassen. Warum gehen Sie diesen Schritt? 
Es war ein wunderbarer Abschnitt meines musikalischen Lebens, den ich nicht missen möchte – und der selbstverständlich auch für meinen Weg als Dirigent sehr wertvoll ist. Auch wenn ich finde, dass sich alle Aktivitäten gegenseitig bereichern, hat der Tag nur 24 Stunden. Und man muss sich auf das fokussieren, was Priorität für einen hat. Für mich ist das mein Weg als Dirigent. Daher der Entschluss, mich aus dem Orchester zurückzuziehen.

Werden Sie mehr Zeit für Kammermusik haben? 
Ich habe immer schon sehr viel Wert auf Kammermusik gelegt, es ist für mich fast so etwas wie die «Königsdisziplin» des Musizierens. Mehr Zeit werde ich dafür nun nicht unbedingt haben, weil es mir aktuell darum geht, Raum für die Arbeit als Dirigent zu schaffen – aber man kann sicher sein, dass die Kammermusik bei mir weiterhin einen hohen Stellenwert haben wird.

Sie kommen gemeinsam mit dem Schumann Quartett nach Klosters, mit dem Sie zusammen schon ein Mendelssohn-Album aufgenommen haben. Was schätzen Sie an dem Ensemble? 
Ich freue mich sehr darauf, wieder gemeinsam zu musizieren – es ist immer etwas ganz Besonderes, eine Aufnahme zusammen zu machen. Das schweisst nochmals speziell zusammen. Ich schätze an diesem Quartett besonders die Balance zwischen Präzision und Flexibilität. Oft ist nur eines davon wirklich gegeben, aber beim Schumann Quartett musiziert man auf höchstem Niveau und ist dennoch nie eingeengt oder verschlossen gegenüber Spontaneität.

Die Arrangements der «Lieder ohne Worte» von Felix Mendelssohn-Bartholdy für Klarinette, Streichquartett und Kontrabass haben Sie selbst geschrieben. Was war für Sie wichtig bei den Arrangements dieser Klavierstücke? 
Das war ein ganz wunderbares «COVID-Projekt» – ich hatte plötzlich Zeit, mich mit Arrangements zu befassen und habe diese Stücke, die ich unglaublich liebe, für Klarinette und Klavier und eben auch Klarinette und Streicher arrangiert. Ich finde es ungemein wichtig, dass ein Arrangement nicht nur eine Adaption eines Werkes ist, sondern wirklich auch eine neue Farbe, eine neue gestalterische Möglichkeit für das Werk birgt. Ich hoffe, dass mir das in diesem Fall gelungen ist.

Sie haben schon viele Male gemeinsam mit dem Schumann Quartett das Klarinettenquintett von Mozart gespielt, das Sie auch in Klosters aufführen. Was gefällt Ihnen an dem bekannten Werk? 
Was gefällt mir daran…? An einem der grössten Meisterwerke der Musikgeschichte…? Alles, würde ich sagen! Die Art und Weise, wie Mozart jeden letzten idiomatischen Funken aus dem Instrument zaubert, ist einzigartig – im instrumentalen Verständnis vielleicht noch vergleichbar mit Brahms. Es passt einfach alles, und es ist jedes Mal ein Genuss, dieses Werk zu spielen.

Sie haben neben der Musik mit dem Sport eine zweite grosse Leidenschaft. Sie spielen Fussball, Tennis und Golf. Welchen Sport betreiben Sie sonst noch gerne? 
Natürlich fahre ich als Österreicher Ski – sonst wird uns der Pass abgenommen. Auch Wassersport wie Kitesurfen mache ich gern. Eigentlich probiere ich so ziemlich alles gerne aus!

Gehören Bergsteigen und Klettern auch dazu?
Auch das mache ich ab und an – nicht so oft, wie ich’s gern täte…

Klosters liegt mitten in den Bündner Alpen. Was fasziniert Sie an den Bergen? 
Die Berge strahlen eine ungemeine Inspiration und Kraft aus – «it puts things into perspective» sozusagen. Es gibt dazu ja auch etliche musikalische Beispiele wie Richard Strauss‘ «Alpensinfonie». Gerade, um Abstand zu gewinnen und zu sich selbst zu finden, ist die Natur der beste Freund und Helfer.

Sie reisen viel und haben einen vollen Terminkalender. Suchen Sie in Ihrer Freizeit eher Action oder Ruhe?
Je nachdem… Ich finde generell schon Action meist hilfreicher, um gedanklich wirklich abschalten zu können – sonst rattert es immer weiter im Kopf. Aber wenn der Körper Ruhe braucht, soll man sich diese auch nehmen.

Worauf freuen Sie sich bei Ihrem Konzert «Unter Freunden» im Rahmen von Klosters Music? 
«Musik unter Freunden» ist auch das Motto meines eigenen kleinen Festivals am Bürgenstock, welches ich seit 10 Jahren leite – daher freue ich mich sehr, zu einem gleichgesinnten Festival zu kommen. Und in meine zweite musikalische Heimat, die Schweiz!

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Stand April 2025