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Kammerochester Basel, Chor des Bayerischen Rundfunks, Giovanni Antonini, Nikola Hillebrand, Maximilian Schmitt, Florian Boesch, © Marcel Giger

Besucherrekord und stehende Ovationen

Die fünfte Ausgabe von Klosters Music («Sehnsucht Natur. Musical Landscapes») ist mit einem beeindruckenden, zweieinhalbstündigen Klavierrezital von Sir András Schiff zu Ende gegangen. Im seinem vorher nicht angekündigten Programm spann der Pianist auf seinem eigenen Bösendorfer-Flügel einen Bogen vom Barock (Johann Sebastian Bachs Capriccio in B-Dur BWV 992) über die Wiener Klassik mit Werken von Joseph Haydn (Variationen in f-Moll, Sonate in Es-Dur Hob. XVI: 52), Wolfgang Amadeus Mozart (c-Moll-Fantasie KV 475) und Ludwig van Beethoven (Bagatellen op. 126, «Waldstein»-Sonate  op. 53) bis zu Franz Schubert, dem er mit der als Zugabe gespielten Ungarischen Melodie in h-Moll D 817 seine Reverenz erwies. Das Festivalprogramm mit neun Konzerten und einer Autorenlesung begeisterte die rund 4‘000 Zuhörerinnen und Zuhörer vollauf.  

Rund 800 Tickets wurden 2023 gegenüber dem Vorjahr mehr verkauft. Das entspricht einer Steigerung der Besucherzahlen von mehr als 20 Prozent. Neben dem erstmalig veranstalteten Familienkonzert im alten Primarschulhaus und der Autorenlesung von Thomas Hürlimann im Atelier Bolt waren zwei Konzerte im Konzertsaal der Arena Klosters mit jeweils rund 600 Zuhörerinnen und Zuhörern ausverkauft: Joseph Haydns Oratorium «Die Schöpfung» mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Kammerorchester Basel unter der Leitung von Giovanni Antonini und das Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. «Jedes der neun Konzerte hatte seine aussergewöhnlichen Momente», sagt David Whelton, der künstlerische Leiter des Festivals. «Die Aufführung der ‚Schöpfung‘ in der ungemein plastischen Interpretation von Giovanni Antonini war für mich persönlich bislang der künstlerische Höhepunkt in der fünfjährigen Festivalgeschichte.»

Die zweite Festivalhälfte eröffnete Immanuel Richter (Trompete) und Rudolf Lutz (Orgel) mit festlichen, brillanten Klängen in der Kirche St. Jakob. Wie im letzten Jahr führte Lutz unterhaltsam durchs Programm und gratulierte auf musikalische Weise dem Festival mit einer Improvisation über «Happy Birthday» zum 5. Geburtstag.  Antonio Vivaldis «Vier Jahreszeiten» spiegelten auf besondere Art das Motto «Sehnsucht Natur. Musical Landscapes». Arabella Steinbacher zeigte mit der Kammerakademie Potsdam auf eindrucksvolle Weise, wie unverbraucht das häufig gespielte Werk erscheinen kann: vom heftigen Sommergewitter mit geräuschvollem Bogeneinsatz und rasenden Läufen bis zum zarten Herbstidyll. Der Konzertmitschnitt wird am 14. August 2023 um 20 Uhr auf Radio SRF 2 gesendet. Das Stradivarius Trio mit Veronika Eberle (Violine), Antoine Tamestit (Viola) und Sol Gabetta (Violoncello) stellte neben dem Trio in G-Dur op. 9 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven auch unbekanntere Werke von Ernst von Dohnányi und György Kurtág dem Klosterser Publikum vor. Mit ihren Stradivari-Instrumenten erzielten sie höchste klangliche Homogenität. Ihr vollendetes Zusammenspiel beglückte das Publikum. Stehende Ovationen gab es auch nach dem fulminanten Auftritt der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter ihrem erst 23 Jahre alten, finnischen Dirigenten Tarmo Peltokoski. Sharon Kam entwickelt in Mozarts Klarinettenkonzert auf der Bassettklarinette eine breite Farbpalette. Beethovens 6. Sinfonie «Pastorale» machte das gross aufspielende Orchester zu einem echten musikalischen Naturerlebnis.

Für Heinz Brand, den Präsidenten der veranstaltenden Stiftung Kunst & Musik, Klosters, ist das Festival in seinem fünften Jahr endgültig auf der Höhe der etablierten Konzertorte angekommen. Die enorme Steigerung im Ticketverkauf habe massgeblich mit der hohen Qualität der Konzerte zu tun. Klosters Music sei mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Höhepunkt im Klosterser Tourismusprogramm und Bündner Kultursommer. «Wir spüren deutlich, dass auch die Ausstrahlung in die Politik weiter zugenommen hat.» Neben dem Altbundesrat Hans-Rudolf Merz und der Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) Helene Budliger Artieda waren auch Ständerat Stefan Engler sowie der Nationalratspräsident Martin Candinas und Dr. Urs Loher, Rüstungschef der Schweizer Armee zu Gast bei Klosters Music. Dass das erstmalig veranstaltete Familienkonzert mit dem «Karneval der Tiere» auf solch grossen Zuspruch traf, freut Geschäftsführerin Franziska von Arb: «Wir möchten mit der Musik Erlebnisse schaffen. Die Kinder und ihre Eltern, die grossenteils zum ersten Mal das Festival besuchten, waren restlos begeistert.» Klosters Music wird auch 2024 eine spannende Mischung aus Orchesterkonzerten, Kammermusik und besonderen Formaten präsentieren.


Impressionen Klosters Music 2023